Community- und Social-Media-Manager:innen stehen täglich vor großen Herausforderungen. Sie müssen nicht nur mit Hasskommentaren umgehen, sondern haben in ihrem Arbeitsumfeld häufig auch mit fehlender Anerkennung und unzureichenden Ressourcen zu kämpfen. Zudem wird die hohe Belastung in diesen Berufsgruppen oft vom Arbeitsschutz übersehen.
Vivian Pein, eine Expertin mit fast 20 Jahren Erfahrung im Community Management, hat in ihrer Karriere nahezu alle erdenklichen Herausforderungen dieses Berufsfeldes kennengelernt.
Im Rahmen eines BVCM Online-Themenstammtisches hält sie einen Vortrag über „Selbstfürsorge und Resilienz für Social-Media- und Community Manager:innen“. Im Interview gewährt sie einen Einblick in das Thema und verrät, welche Resilienz-Strategien die Teilnehmenden im Vortrag kennenlernen werden.
1. Welchen speziellen Herausforderungen begegnen Community- und Social-Media-Manager:innen in ihrem Arbeitsalltag?
„Community- und Social-Media-Manager:innen bewegen sich täglich in einer Arbeitswelt, die von schnellem Wandel, hoher Emotionalität und oft auch toxischer Kommunikation geprägt ist. Sie sind nicht nur dafür verantwortlich, Marken und Unternehmen in der digitalen Öffentlichkeit zu vertreten, sondern müssen auch Krisen bewältigen, Konflikte moderieren, oft unfaire Kritik oder sogar Hassrede aushalten. Hinzu kommt die permanente Erreichbarkeit, die mit dem Druck einhergeht, auf Trends und Diskussionen in Echtzeit zu reagieren. Diese Mischung kann psychisch und emotional sehr belastend sein.“
2. Warum werden diese Herausforderungen oft unterschätzt – sowohl von Arbeitgebern als auch von der Gesellschaft?
„Weil Community- und Social-Media-Management nach außen oft wie ein „lockerer Job“ wirkt. Man postet ein paar Inhalte, moderiert Kommentare – was soll daran schwer sein? Doch die Realität ist eine ganz andere: Community-Manager:innen agieren an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Öffentlichkeit und tragen eine enorme Verantwortung. Die emotionale Belastung durch Hate Speech, Shitstorms oder auch die schleichende Erschöpfung durch dauerhafte Verfügbarkeit wird häufig nicht gesehen. Dazu kommt, dass die Arbeit oft im Hintergrund abläuft – wenn das Community Management seinen Job gut macht, eskaliert nichts. Das führt dazu, dass viele die immense Leistung gar nicht wahrnehmen.“
3. Was sind deiner Erfahrung nach die größten Hindernisse, wenn es um die Bereitstellung angemessener Ressourcen für Community-Manager:innen geht?
„Ein großes Problem ist, dass Community-Management in vielen Unternehmen nicht strategisch genug gedacht wird. Es wird oft als operative Nebenaufgabe gesehen, die „irgendjemand nebenbei“ erledigen kann – meist ohne ausreichende Schulung oder Ressourcen. Das Budget für professionelle Unterstützung, Tools oder Fortbildung fehlt häufig, weil der Wert von gutem Community-Management nicht quantifiziert wird wie etwa Verkaufszahlen. Zudem wird die psychische Belastung nicht ernst genug genommen, sodass Maßnahmen zur Selbstfürsorge oft als Luxus statt als Notwendigkeit betrachtet werden.“
4. Welche ersten Schritte könnten Unternehmen machen, um den Schutz der psychischen Gesundheit ihrer Social-Media-Verantwortlichen zu verbessern?
„Der wichtigste Schritt ist Anerkennung – die Erkenntnis, dass Community und Social-Media-Management kein „nice to have“, sondern eine essenzielle und verantwortungsvolle Aufgabe ist. Daraus müssen dann konkrete Maßnahmen folgen:
- Klare Strukturen und realistische Erwartungen: Niemand kann rund um die Uhr erreichbar sein. Unternehmen sollten feste Arbeitszeiten und klare Eskalationsstufen definieren.
- Technische und personelle Ressourcen: Social-Media-Teams sollten nicht aus einer einzelnen Person bestehen. Ein gut ausgestattetes Team mit den richtigen Tools für Monitoring und Moderation entlastet enorm.
- Weiterbildung: Gezielte Schulungen erhöhen die Kompetenz und damit das Selbstbewusstsein der Community und Social-Media-Manager:innen.
- Psychologische Unterstützung: Supervision oder Coachings speziell für Social-Media-Teams können helfen, die emotionale Belastung besser zu verarbeiten.
- Interne Wahrnehmung schaffen: Führungskräfte und Kolleg:innen müssen verstehen, welche Herausforderungen das Community-Management mit sich bringt. Regelmäßiger Austausch und Sensibilisierung helfen, das Bewusstsein dafür zu schärfen. Die beste Strategie hier: Zweifler:innen mal für einen Tag die Aufgaben (unter Aufsicht) übernehmen lassen.“
5. Du machst auch in anderen Vorträgen immer wieder deutlich, wie wichtig Resilienz und Selbstfürsorge für Menschen im Berufsfeld Social-Media- und Community Management sind. Kannst du uns einen kleinen Vorgeschmack geben, worauf sich die Teilnehmenden in puncto Resilienz-Strategien in deinem Vortrag am 12. Februar 2025 freuen dürfen?
„Auf die Teilnehmenden wartet ein praxisnaher Vortrag mit konkreten Strategien, die sofort umsetzbar sind. Wir werden unter anderem darüber sprechen:
- Wie man psychische Schutzmechanismen aufbaut, um sich nicht von negativen Kommentaren oder Anfeindungen aus der Bahn werfen zu lassen.
- Welche Routinen und Rituale helfen, um sich emotional zu entlasten und nicht in die Erschöpfungsfalle zu tappen.
- Warum eine starke Community nicht nur nach außen, sondern auch intern wichtig ist – denn gegenseitige Unterstützung im Team kann Resilienz enorm stärken.
Dazu ist es mir wichtig, Raum für den Austausch untereinander zu geben.
Es wird also nicht nur um Theorie gehen, sondern um ganz praktische Methoden, mit denen Community und Social-Media-Manager:innen ihre Widerstandskraft nachhaltig stärken können.“
Der Online-Vortrag findet am Mittwoch, 12. Februar 2025 von 12:30 Uhr – 13:30 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Das Angebot richtet sich an alle, die im Community- und Social-Media-Management tätig sind. Eine Mitgliedschaft im BVCM e.V. ist nicht erforderlich. Nicht-Mitglieder des Verbandes mögen sich bitte für den Vortrag per Mail an marilena.berlan@bvcm.org melden. Der Zugangslink wird dann einige Tage vor Veranstaltungsbeginn an die Teilnehmer:innen versendet.
Wir freuen uns auf eure Teilnahme!