“Social Media Manager werden doch immer gesucht.” Diese Aussage hätte ich vor sechs Jahren noch dick unterstrichen. Wir waren Raritäten auf dem Arbeitsmarkt und es waren die Zeiten, als Unternehmen sich zögernd dazu entschlossen haben, ins Social Web zu investieren. Auch wenn es damals “nur” in Manpower war. Das hat sich inzwischen geändert, denn es gibt immer mehr Absolventen, die sich für diesen Beruf entscheiden. Trotzdem habe ich mit diesem Wissen eine Entscheidung getroffen.

Manchmal gibt es nur eine letzte Option: Gehen.

“In Deinem Alter willst Du noch einen neuen Job finden?” entrüsten sich die einen, “Du musst unbedingt was Neues machen, ist doch kein Problem”, sagen die anderen.
In diesem Dilemma habe ich hin- und her überlegt, was ich denn nun tun soll. Denn der Job, in dem ich mich noch Mitte des Jahres befunden habe, machte mich schon länger nicht mehr glücklich. Es fehlte eine Ausrichtung und für mich bedeutete das Frust. Dann gibt es genau drei Alternativen: “Love it, change it or leave it!” Geliebt habe ich den lokalkompass, gehegt und groß gezogen, meine ganze Kraft und Erfahrung investiert. Das war vorbei.
Veränderung ist immer gut, nur leider gab es nur wenige Möglichkeiten, etwas zu verändern. Also blieb nur noch die letzte Option: Gehen.

Sicherheit eines großes Unternehmens vs. Ungewissheit ohne Abfindung

Es gab immer wieder Jobangebote, manche waren interessant, manche weniger. Einige schlecht bezahlt, andere in Gegenden, in die ich nicht wollte. Mein Alter schien bei den Anfragen keine Rolle zu spielen.

Die Sicherheit in einem großen Unternehmen aufgeben, ohne drohende Kündigung vs. Ungewissheit? Ohne Abfindung ein Risiko eingehen mit 56 Jahren?

Ich habe es getan und viel Bewunderung von denen bekommen, die mir auch vorher Mut zugesprochen haben, nämlich die (meist viel jüngeren) Menschen, die ich aus dem Jobumfeld kenne und die wissen, was ich kann. Also die, die auf dem Markt viele Chancen haben und das auch wissen.

Was willst DU denn noch finden, in Deinem Alter..

Hohn, Spott, Bedenken und sogar Beleidigungen kamen ausschließlich von Menschen in meinem Alter. Ich habe darüber nachgedacht warum das so ist und glaube, es ist die Angst, die fehlende Courage und der heimliche Wunsch, auch einfach mal so den Job zu schmeißen. Vielleicht gepaart mit der Erkenntnis, dass es nicht einfach auf dem Arbeitsmarkt ist, wenn man jahrzehntelang seine eigene Weiterentwicklung vernachlässigt hat und das auch jetzt nicht mehr aufholen kann. Ich hatte die Gewissheit, zumindest als Freelancer sehr gefragt zu sein, was auch für mich ok war. Regelmäßiges Einkommen hört sich auch nicht schlecht an.

Ich habe eine Bewerbung geschrieben an ein Handelsunternehmen und wurde eingeladen. Bereits das erste Vorstellungsgespräch war richtig toll. Es ging um meine jahrzehntelange Erfahrung, die keiner bieten kann, der erst 30 Jahre alt ist. DIe Chemie stimmte und die Herausforderung bestand darin, nicht nur etwas im Social Media Bereich wieder aufzubauen, sondern auch die Mitarbeiter des Unternehmens mitzunehmen und die digitale Themen zu streuen. Genau das, was ich gut kann.

Auf einmal ging alles ganz einfach und ich hatte einen Job. Einen, bei dem ich ein gutes Gefühl hatte, ein Unternehmen, das mich wollte und mir genau dieses Feedback gegeben hat.
Nach fast drei Monaten fühle ich mich sehr wohl, gut aufgenommen mit vielen Aufgaben. Ich habe mich schnell eingearbeitet und das ist es, was wichtig an diesem Beitrag ist.

Wir sind nicht auf eine Branche abonniert, denn Social Media ist einfach so vielseitig und umfassend, dass man das, was man kann, in jedes Unternehmen hineintragen kann. Also, wer sich verändern möchte: Hab den Mut. Du wirst gebraucht und Scheiß aufs Alter.

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