Die derzeitige Corona-Pandemie hat einen einschneidenden Einfluss auf die globale Wirtschaft und bringt einen Verhaltenswandel der gesamten Gesellschaft mit sich. Hiermit verändert sich fast alles – vor allem für Unternehmen und deren Maßnahmen, um potenzielle Kunden anzusprechen. Viele Unternehmen nutzen Social Media bereits für die Kundenansprache und genießen somit den Vorteil auch in der Krise für die Zielgruppe präsent zu sein.
Die Menschen sind durch Corona und den damit zusammenhängenden einschränkenden Maßnahmen zunehmend digital unterwegs und nutzen Social Media intensiver.
Laut einer Statistik nutzen 75% der Deutschen seit Ausbruch des Coronavirus vermehrt die sozialen Medien (Bitkom 2020).
Genau hier liegt die große Chance in der Nutzung von Social Media für Unternehmen. Die Zielgruppe von Unternehmen ist online.
Für die Unternehmen, die also noch kein Social Media in ihr Marketing-Konzept integriert haben, ist jetzt der beste Zeitpunkt den Start in Social Media-Marketing zu beginnen und somit den Grundstein für ein erfolgreiches Business zu legen.
In diesem Blogbeitrag nenne ich Ihnen als Social Media-Professor (Fachbereich Management und Kommunikation an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) am Standort Gießen) 10 wertvolle Tipps, die Ihnen helfen werden, Erfolg für Ihr Unternehmen zu generieren.
Tipp 1: Strategie ist alles – auch in Krisenzeiten
Besonders in Krisenzeiten entscheidet die richtige Marketing-Strategie, ob Unternehmen die Krise erfolgreich meistern und am Markt bestehen bleiben. Viele Unternehmen reduzieren oder streichen sogar ihr Marketingbudget. Dies ist aber keine Lösung. Der umfangreiche Verzicht auf Marketingmaßnahmen bringt keinem einen Vorteil, ausser der Konkurrenz. Demnach ist es wichtig strategische Entscheidungen zu treffen.
Der wichtigste Bestandteil von jedem funktionierenden Marketing-Konzept ist die Strategie. Auch im Social Media-Marketing bildet eine optimale Strategie den Kern für einen langfristigen Unternehmenserfolg. Auf dieser Grundlage baut der gesamte weitere Verlauf der Social Media-Präsenz und damit auch der zusammenhängende Erfolg auf. Viele Unternehmen wissen jedoch nicht um die Wichtigkeit einer solchen Strategie und starten ohne jede Planung ihr Social Media-Marketing. Der Grund für das Ausbleiben erhoffter Interaktionen, Reaktionen und Handlungen, ist für die Unternehmen jedoch häufig unklar. Tatsächlich gibt es mehrere Faktoren, welche zu einem erfolgreichen Social Media-Auftritt beitragen.
Tipp 2: Wettbewerbsanalyse
Zu jeder guten Strategie-Gestaltung gehört die Analyse des Wettbewerbs. Unternehmen sollten sich informieren, wie und ob branchenähnliche Unternehmen die Veränderungen durch die Corona-Pandemie in ihre Social Media-Unternehmenspräsenz einbinden und kommunizieren. Gehen diese Unternehmen auf Veränderungen im Umfeld ein oder verfolgen diese die gleiche Strategie wie zuvor? Was machen diese Unternehmen gut und was könnte man besser machen?
Tipp 3: Kennen Sie Ihre Zielgruppe und bieten Sie Lösungen an
Die Zielgruppe bildet das A und O des Marketingkonzepts. Immerhin sind es diejenigen Menschen, welche durch die Marketing-Maßnahmen auf Social Media angesprochen werden sollen. Zielgruppen variieren von Unternehmen zu Unternehmen und sind deshalb branchenspezifisch. Demzufolge ist es von Bedeutung zu wissen wer die Zielgruppe ist, welche Interessen sie verfolgt und auf welche Art man am besten mit Ihr in Kontakt tritt. Vertreibt ein Unternehmen beispielsweise hauptsächlich hochpreisige Marken-Grills, bildet ein wichtiges Kennzeichen der Zielgruppe eine niedrige Preissensibilität und das Interesse an hochwertigen Marken-Produkten. Weitere Kennzeichnungen bilden:
Im B2C Bereich | Im B2B Bereich |
Demografische Merkmale (Alter) | Organisatorische Merkmale (Unternehmensgröße) |
Sozioökonomische Merkmale (Beruf) | Ökonomische Merkmale (Finanzlage) |
Psychografische Merkmale (Einstellung) | |
Kaufverhalten |
Vor allem in aktuellen Krisenzeiten ist es wichtig, die Zielgruppe möglichst gut zu kennen und Themen, die sie in der derzeitigen Situation beschäftigen, zu identifizieren und diese anzugehen. Unternehmen sollten sich daher die Frage stellen, welche Probleme der Community zu schaffen machen und welche Lösungen durch das Unternehmen angeboten werden können. Arbeitet die Zielgruppe zum Beispiel in einem Sektor, in welchem derzeitig Kurzarbeit wahrscheinlich ist, so kann temporär von Lieferkosten abgesehen werden, damit diese geringere Ausgaben haben.
Tipp 4: Die richtige Kanalauswahl
Ein weiterer wichtiger Faktor bei dem Erstellen einer optimalen Social Media-Strategie ist die richtige Kanalauswahl. In der Social Media-Beratung bei Unternehmen sehe ich immer wieder Unternehmen, welche auf fast allen erdenklichen sozialen Plattformen vertreten sind, diese aber nicht optimal nutzen. Ein Unternehmenskanal, welcher jedoch keine Inhalte bereitstellt und den Nutzern keinen Mehrwert oder Informationsgehalt bietet, wird oft als negativ angesehen. Im schlimmsten Fall wirkt das Unternehmen somit unseriös. Um die richtige Kanalauswahl zu treffen sollten Unternehmen ihre Stärken kennen und diese in Szene setzen. Zudem ist eine vorherige Zielgruppendefinition essenziell für die Kanalauswahl. Besteht die Zielgruppe zum Beispiel im Alter von 30 – 60+, ist die Unternehmenspräsenz für eine optimale Zielgruppenansprache auf Facebook wahrscheinlich besser geeignet als auf Snapchat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Unternehmen keine anderen Kanäle ausprobieren sollten. Im Gegenteil: Vor allem die aktuelle Krise ist eine gute Zeit, um neue Plattformen auszuprobieren, da die Nutzer dies auch tun: TikTok gewinnt schon seit einiger Zeit an Bekanntheit und setzt sich als Trend in der Krise nun weiter fort.
Tipp 5: Ziele setzen und anpassen
Damit ein Budget und passende Kanäle für die Unternehmenspräsenz ausgewählt werden können, müssen Unternehmen zuvor messbare Ziele festlegen. Nur mithilfe dieser Ziele können weitere Schritte entlang der Social Media-Strategie erfolgen. Mögliche Ziele könnten zum Beispiel Markenbekanntheit und Neukundengewinnung sein. Diese Ziele können beispielsweise am Anstieg der Follower- bzw. Fananzahl und am Anstieg der Buchungen und Anfragen (auf Facebook einsehbar) eingesehen werden.
Weiterhin sollten sich Ihre Ziele am folgenden SMART-Modell orientieren:
S = specific I spezifisch
M = measurable I messbar
A = achievable I ausführbar
R = realistic I realistisch
T = time-bound I terminierbar
Mithilfe dieser Parameter kann hervorragend Ordnung in die Ausrichtung eigener Marketingmaßnahmen gebracht werden. Denn nur vorab definierte Ziele bieten die Möglichkeit, Marketingmaßnahmen auf ihren Erfolg zu untersuchen.
Tipp 6: Marketing-Botschaften anpassen
Nutzer sind auf der Suche nach Unternehmen und Marken, denen sie vertrauen können. Bei der Content-Gestaltung sollte daher die neu entstandene Sensibilität in der Kundenbeziehung beachtet werden. Unternehmen sollten sich fragen, welcher Inhalt zur aktuellen Situation passt und welcher gegebenenfalls falsch interpretiert werden könnte. Jetzt ist zum Beispiel ein guter Zeitpunkt seine Community mit den Worten „Gemeinsam schaffen wir das!“ zu ermuntern und somit die Kundenbindung zu stärken. Diese und andere Botschaften sollten dabei kurz und knapp vermittelt werden, um die Zielgruppe nicht mit Informationen zu überlasten. Weiterhin ist es wichtig, das Thema eines Beitrags am Anfang erkenntlich zu machen, Emojis für die Steigung von Interaktionen zu nutzen und Hashtags zu verwenden.
Tipp 7: Redaktionsplan erstellen
Um Inhalte für eine Social Media-Plattform zu verfassen, sollte zunächst ein Redaktionsplan erstellt werden. Hiermit werden die Aufgaben für Social Media unter den dafür verantwortlichen Personen aufgeteilt. Besonders jetzt ist eine gute Organisation ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg auf Social Media. Aufgrund existierender Abstandsregeln hat nicht jedes Unternehmen die Kapazität jeden Arbeitnehmer im Büro zu beschäftigen. Viele Arbeitgeber veranlassen ein Home Office-Konzept, welches eine funktionierende Organisation und Kommunikation zwischen den Teammitgliedern voraussetzt.
Tipp 8: Werbekampagnen schalten
Besonders die Nutzung von Werbekampagnen ist derzeitig von essenzieller Bedeutung. Hiermit kann die Zielgruppe optimal mit passenden Inhalten angesprochen und auf Produkt- oder Dienstleistungsangebote hingewiesen werden. Zudem können so neue Personengruppen erreicht werden, die vor der Corona-Krise möglicherweise noch nicht der Zielgruppe angehörten. Hierzu wird anfänglich ein Budget festgelegt, welches im Laufe der Kampagne ausgegeben wird oder angepasst werden kann.
Hierbei handelt es sich jedoch um ein weitreichendes Thema, welches man nicht ohne vorherige Workshops oder Weiterbildungen „auf gut Glück“ beginnen sollte.
Tipp 9: Community Management
Besonders in aktuellen Krisenzeiten ist es wichtig, dass Unternehmen mit ihrer Community in den Kontakt treten. Mit den Auswirkungen der Pandemie verändert sich auch das Nutzungs- und Bedarfsverhalten potenzieller Kunden. Unbequeme Sicherheitsmaßnahmen und sich ständig ändernde Regelungen führen dazu, dass online nach Produkten oder Dienstleistungen gesucht wird. Ein Kommentarwechsel zwischen Nutzer und Unternehmen lässt einen persönlichen Informationsaustausch zustande kommen, bei welchem die Community Kritiken und Wünsche äußern kann. Hierdurch können Informationen zu dem Bedarf der Community gewonnen werden. Zudem ergeben sich Optimierungsmöglichkeiten bestehender Services. So können aus einem kommentierten Beitrag auf Facebook zum Beispiel Informationen über die wahrgenommene Servicequalität gewonnen werden. Daher sollten Unternehmen auf Kommentare, Nachrichten und Bewertungen – unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ sind – antworten.
Tipp 10: Beratung in Anspruch nehmen
Trotz der zuvor aufgelisteten Tipps gerät bei vielen Unternehmen schnell in Vergessenheit, dass Social Media-Marketing keine Tätigkeit für nebenbei ist. Um einen optimalen Erfolg zu generieren genügt es nicht hier und da „eben mal“ eine Anzeige zu schalten oder einen Beitrag zu verfassen. Als Social Media-Professor und Teammitglied der Online Experience GmbH, lege ich es Unternehmen ans Herz sich in Sachen Social Media-Marketing professionell beraten zu lassen. Durch eine professionelle Beratung können Unternehmen zusammen mit einer Agentur den optimalen Fahrplan für einen effektiven und erfolgreichen Social Media (Neu)-Start schaffen.
Fazit
Die Corona-Krise trifft viele Unternehmen hart. Mit der richtigen Strategie und einer passenden Zielgruppenansprache können Unternehmen auf den sozialen Netzwerken wertvolle Beziehungen zu ihrer Community aufbauen, dieser Mehrwerte bereitstellen und so ein gewünschtes Verhalten generieren. Es ist wichtig der Community ein offenes Ohr für Wünsche, Kritiken, Sorgen und Bedürfnisse zu bieten. Jetzt ist die Zeit, um das Wir-Gefühl der Gesellschaft aufzunehmen und mit in die sozialen Medien zu tragen.
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