Kennen wir alle aus dem Radio, aus dem TV – wenn Werbung kommt, schalten die Menschen um. Wir auch. Überraschung: Im Internet ebenfalls.

Dennoch posten, schreiben und veröffentlichen Unternehmen und Organisationen hauptsächlich werbenden Beiträge. Klingelt was? Genau. Obwohl wir wissen, dass es so nicht richtig funktioniert auf uns aufmerksam zu machen, glauben wir, dass dies die einzige Art sei wie es geht. Paradox.

Mal ernsthaft – gerade jetzt im Advent: “Endlich ist es soweit”, “Nur noch X Tage bis Weihnachten”, “Zum 2. Advent haben wir uns was besonderes…”Wir sind begeistert” .. “Winterliches Erlebnis”. Ja – beliebig ersetzbar und hundertfach in unterschiedlichen Branchen und auf unterschiedlichen Seiten gelesen. Herzlichen Glückwunsch, liebe Unternehmen: Damit stecht Ihr weder aus der Masse, noch hebt Ihr Euch ab.

Wen interessieren solche Beiträge? Kaum jemanden. Interaktion? Selten. Es sei denn ein Gewinnspiel ist damit mit verbunden. Zielorientierung? Kaum. Mehrwert? Leider so gut wie nie.

Aber wie schaffen wir es Inhalte zu produzieren, die die Menschen da draußen tatsächlich interessieren und gleichzeitig mit uns zu tun haben? Unseren Zielen zuträglich sind? In Erinnerung bleiben?

Analysieren. Nachdenken. Kundenbrille aufsetzen.

Stefan hat in seinem Adventskalender-Türchen “Social Media Analytics: 3 Tipps für besseren Content”  -> Content Analyse einen guten Weg skizziert, Michael mit Artikel “Es muss nicht immer das Katzenbaby sein” in die gleiche Kerbe geschlagen und Tipp 2 für besseren Inhalt geliefert. Ich öffne Tür 20 und damit einen weiteren Weg.

Inhalt, der den Nutzer interessiert. Proaktiv.

Doch was interessiert die Nutzer wirklich? Für unsere Webseiten machen wir aufwendige Analysen, beschäftigen uns mit Schlüssenbegriffen, Keyword-Optimierungen und Dingen wie wdf*idf Algorithmen. Und in Social Media? Teasern wir diese – vielleicht schlau und gut aufbereiteten Inhalte,  langweilig als werbende Beiträge an. Verschenken das Potential und verlieren die Nutzer/Leser, bevor wir sie überhaupt eingefangen haben.

Warum verlängern wir die vielen Fragen, die wir uns – oder unsere Nutzer sich (und uns) stellen nicht passend? Warum kommen wir alle mit dem gleichen langweiligen “Sprech” um die Ecke?

Nehmen wir das Beispiel eines Unternehmens mit Schönheitsprodukten. Auf der Internetseite gibt es wahrscheinlich viele Informationen zu den Produkten und der Nutzer steht im Fokus. Welcher Hauttyp? Hautberatung, Mischhaut, empfindliche Haut und vieles mehr – das gleiche für das Thema Haare. Trockenes Haar, schuppiges Haar, Haarberatung. Tipps, Anleitungen, Test -> Mehrwerte für den Kunden/Leser. Man überzeugt durch Kompetenz und vermittelt Vertrauen.

Auf Facebook sieht es dann meistens so aus: “Hier guck mal: neues Produkt”. “Hier. Adventskalender Türchen xxx” – “Wir freuen uns: neuer Shop”, “Hurra, 5.000 Facebook Fans. <3” – das komplette Potential verschenkt. Warum gibt es hier keine Tipps? Wo sind die aktiv beantworteten Fragen?

Nehmen wir nur ein Produkt aus der ganzen Produktlinie des Unternehmens und widmen uns den möglichen Fragen, die ein Kunde zu einem Produkt wie “Flüssigseife” haben könnte:

  • Wie wird Flüssigseife hergestellt?
  • Wie lange ist Flüssigseife haltbar?
  • Kann ich Flüssigseife verdünnen?
  • Für welchen Hauttyp ist die Flüssigseife geeignet?
  • Was ist besser: Flüssigseife oder Seifenstück?
  • Kann ich Flüssigseife in die Waschmaschine geben?
  • Welchen pH-Wert hat die Flüssigseife?
  • Gibt es die auch als Nachfüllpackung?
  • Ist Flüssigseife so etwas wie Waschgel?

Auf der Internetseite gibt es reichlich beantwortenden Inhalt für diese Fragen. Den Nutzer wiederum würde das Unternehmen gern auf der Webseite haben, oder? Ihn hier zu einer Handlung auffordern. Produktinfos ansehen lassen, kaufen, Newsletter abonnieren lassen … was auch immer. Einfangen. Binden.

Eine Idee, um dies mit Hilfe der Facebook-Seite anzugehen, wäre z.B., eine Mehrwert-Reihe an Bildern mit Links zu den jeweiligen Inhalten auf der Webseite zu produzieren. Wie wir aus vielen Beispielen kennen, wirkt dabei ein wieder erkennbarer Aufbau sehr. Nettes Layout, Logo mit drauf, gleiche Schriftart, vielleicht eine Nummerierung damit es als Serie erkennbar ist. Als Wochenserie planen und vorproduzieren. Und dann: Inhalt.

Beispiel:

  • Wochentipp Seife #1 “Flecken mit XXX Seife behandeln und ab in die Waschmaschine!”
  • Wochentipp Seife #2 “Unsere Seife ist pH-Neutral. Heißt: Sie greift den Säuremantel der Haut nicht an!”
  • Wochentipp Seife #3 “Wie lange ist Flüssigseife haltbar: Auf jeden Fall bis zum Haltbarkeitsdatum. Wenn dann noch etwas da ist :)”

… und so weiter.

Verstanden, worauf ich hinaus will? Der Mensch hat die Fragen. Sie werden gestellt. Wenn ich mich der Fragestellung widme, widme ich mich den Menschen. Proaktiv. Denn viele Menschen haben die Frage noch nicht laut ausgesprochen, noch nicht geschrieben. Aber das Interesse ist da. Verpacke ich diese Beantwortung in eine ansprechende Form – z.B. durch ein Bild, eine Geschichte, einen interessanten Beitrag und verlängere ihn auf die mehrwertigen Informationen auf der Internetseite, gewinne ich das Interesse deutlich eher und nachhaltiger als durch plumpe Werbung.

Dies ist nur eine kleine Idee – aber vielleicht ein Ansatz für weitere, kreative Überlegungen in Richtung “Aus der Kundensicht schauen, statt auf den Kunden schauen.”

Schöne Weihnachten 🙂

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