Achim Brueck, Koordinator für internes Community Management bei Mercedes-Benz (Foto: Tilo Hensel)

Welche Ausbildung hast Du gemacht?

Vielleicht klingt es abgedroschen, aber ich würde sagen: Die Schule des Community Managements ist wie die des Lebens. Also irgendwie nicht geradlinig und geprägt durch praktische Anwendung. So war es jedenfalls für mich. Bis es mich vor etwa 15 Jahren packte, war ich studierter Philologe (Germanistik, Sinologie, Romanistik) mit Zusatzausbildungen zu digitalem Lernen und Public Relations. Ich war lange Berater bei einer Agentur für Web-Technologien, und Mercedes-Benz war mein Kunde, bevor dieser 2016 mein Arbeitgeber wurde.

Wo und in welcher Position arbeitest Du?

Ich bin Koordinator für internes Community Management. Bei Mercedes-Benz haben wir ein Social Intranet, in dem weit über 100.000 Menschen aktiv sind. Es gibt dort über 15.000 aktive Communities in allen Größen und Ausrichtungen. Die lebendigsten Communities haben zwischen 100 und 4.000 Mitglieder:innen. Meine Aufgabe ist es, unsere vielen dezentralen Community Manager:innen zu unterstützen, zu beraten, zu qualifizieren und zu vernetzen. Dazu betreue ich selbst drei Communities und betreibe ein Trainings- und Vernetzungsformat. Außerdem bin ich so etwas wie ein User-Advokat, was die Weiterentwicklung der Plattform angeht.

Wie bist Du dorthin gelangt?

Ganz allgemein gesprochen ist meine heutige Tätigkeit darauf ausgerichtet, vernetze Zusammenarbeit und Kommunikation unter Kolleg:innen zu fördern. Fragen der Unternehmenskultur und des Mitarbeiter:innen-Engagements sind dabei immer präsent. Diesen unternehmensinternen Schwerpunkt habe ich seit rund zehn Jahren. Strategiearbeit war zu Beginn zentral, um eine Bresche für das neue Thema zu schlagen. Davor, auf der frühen Social-Media-Welle, habe ich auch Kommunikationskampagnen mitgestaltet und Kund:innen begleitet, die mit Communities auf externen beruflichen Netzwerken aktiv sein wollten.

Wie viele Mitarbeiter:innen gibt es in Deinem Bereich?

Ich hoffe, meine direkten Kolleg:innen nehmen es mir nicht übel, aber mein wichtigstes Team ist unser breites Netzwerk engagierter Community Manager:innen. Der harte Kern besteht aus knapp einhundert Menschen, aber die Community hat über 1.300 Mitglieder:innen. In unserer Abteilung betreuen wir die wichtigsten Formate und Kanäle der internen Kommunikation. Darunter auch das Plattform-Management für das Social Intranet.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Die Tage haben unterschiedliche Schwerpunkte, in die sich Routineaufgaben mischen. Oft geht es um Planung und Durchführung von Community-Aktivitäten oder unseres Qualifizierungsformats. Aktuell sind zudem große Blöcke der Weiterentwicklung der Plattform gewidmet, zusammen mit unseren Kolleg:innen von der IT. Dazwischen streuen sich immer wieder Beratungs- oder Networkingtermine.

Welche Aufgabenbereiche erfüllst Du?

Zusätzlich zu den bereits genannten Themen würde ich folgende Aufgaben noch ergänzen: Verständnis schaffen für die Bedeutung von Community Management, Vernetzung über Unternehmensgrenzen hinweg, Trendscouting zu Communitys und Plattformen für digitales Arbeiten. Ich bin beispielsweise einer der Initiatoren des Cross-Company Community Meetup (Hashtag #C3Managers, LinkedIn). Es ist offen für alle, die an internen Communitys interessiert sind. Hier haben sich schon Inspirationstandems gefunden: Also Communitys von uns, die sich mit themenverwandten Communitys in anderen Unternehmen vernetzt haben und sich regelmäßig austauschen – natürlich nicht über wettbewerbsrechtlich Relevantes.

Außerdem bin ich einer der Autor:innen des lernOS Community Management Leitfadens, mit dem Lernende sich dem Thema selbst organisiert annähern können. Wenn jemand mehr wissen möchte: Komm auf mich zu!

Was sind die Dos und Dont’s in Deinem Beruf?

Ich sehe mich stark in der Rolle des Enablers. Das heißt, ein „Don’t“ ist es für mich, anderen einen Weg vorzugeben. „Dos“ hingegen sind: Chancen aufzeigen, ermutigen, unterstützen, bestärken, glänzen lassen.

Welchen Tipp hast Du für Neueinsteiger:innen?

Vielleicht zwei Dinge: Erstens „Nimm dein Netzwerk (ernst)“. So steht das auf einer meiner Lieblingsfolien.

Ich meine damit, das eigene Netzwerk gleichzeitig in Anspruch UND ernst zu nehmen. Es kann bedeuten, zu starten, bevor man fertig ist, indem man andere aktiv Teil haben lässt an den nächsten Schritten. Das heißt aber auch, zuzuhören und ein feines Gespür dafür zu entwickeln, was in der Community entsteht und es aktiv aufzugreifen.

Und zweitens: Strategie hilft. Strategiearbeit ist unerlässlich, wenn man die eigene Tätigkeit als Community Manager:in professionalisieren will. Sie ist auch Selbstschutz. Sie hilft, die Community-Aktivitäten klar auszurichten und Ressourcen effektiv einzusetzen. Es gibt schöne Tools wie den Community Canvas, die euch dabei helfen, gemeinsam mit anderen eine Community-Strategie zu entwickeln.

Welche Must-have-Kompetenzen muss ein:e Community oder Social Media Manager:in haben?

Freiwilligkeit managen. Die Rolle von Community Manager:innen ist so vielfältig, da kann man nicht in allem gleich gut sein. Wenn es eine Konstante gibt, dann sind es Mitglieder:innen, die frei entscheiden, ob sie dabei sind oder nicht. Im besten Falle kann man sie begeistern und ihre Kräfte und Fähigkeiten in die Community einbinden. Auch solche, wo man als Community Manager:in vielleicht nicht so stark aufgestellt ist. So banal es am Ende klingt: Vielleicht ist es die wichtigste Kompetenz von Community Manager:innen, genau diese Menschen zu finden und zu motivieren mitzumachen.

Fazit

“Mein tl;dr für (aus meiner Perspektive meist unternehmensinterne) Community Manager:innen: Nimm Dein Netzwerk (ernst)! Strategie hilft. Trau Dich, aber nicht allein!”

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